Meine Geschichte

Im Jahr 2014 habe ich meine erste Schwangerschaft verloren.
Es war keine geplante Schwangerschaft und kam pünktlich zum Ende der damaligen Beziehung.
Leider musste ich damals mein erstes Sternenkind ziehen lassen. Kurz danach hatte ich einen Traum, wo ich einen kleinen Sohn in meinen Armen hielt und der Vater dabei war und alles gut war. Der kleine Junge in meinem Traum hieß "TOM" . Seitdem verbinde ich Tom mit meiner ersten Schwangerschaft und mein erstes Sternenkind heißt Tom.
Ich habe zu der Zeit mit niemanden darüber gesprochen! Ich konnte es nicht und ich wollte es nicht.
Das war ein Fehler.
Ich konnte mich für niemanden freuen, der ein Kind bekommen hat. Egal, wo das Thema Schwangerschaft aufkam, ich habe es als persönlichen Angriff gesehen. Die Trauer, die in dem Moment hoch gekommen ist, habe ich in Wut umgewandelt. Dadurch sind viele Streiterein aufgekommen und es ist sehr viel kaputt gegeangen.
Wenn ich heute auf die Zeit zurückblicke, bereue ich es!
Ich hatte keine Möglichkeit Tom gehen zu lassen. In Ruhe um ihn zu trauern, zu lernen damit umzugehen, was in dem Moment eigentlich passiert ist.
Ich habe mich dadurch sehr kaputt gemacht. Und das schlimmste ist, ich habe das Gefühl, dass ich Toms Reise zu den Sternen dadurch extrem schwer gemacht habe. Ich habe das Gefühl, dass er nicht so zu den Sternen reisen durfte, wie es sich eigentlich gehört!
Weder ich konnte es Tom ermöglichen, noch seine Großeltern, die es gemacht hätten.  Ich fing also an das Thema einfach in mir zu begraben.

Im Februar 2015 lernte ich meinen jetztigen Partner kennen.  Ende April 2017 erfuhr ich, dass ich schwanger bin.
Wir wollten zu diesem Zeitpunkt eigentlich kein Kind. Es war für uns beide eine sehr große Überraschung, da ich auch eine Spirale liegen hatte. Wir haben uns nie wirklich über das Thema unterhalten, außer dass wir erst ein "Nest" bauen und uns das Ja-Wort geben wollen, bevor wir ein Kind in die Welt setzen.
Naja, jetzt war der zweite Strich auf dem Schwangerschaftstest.
Und nach dem Arztbesuch hielt ich auch noch das erste Ultraschallbild in der Hand.
Nachdem wir uns von dem Schock erholt hatten, habe ich es meinen Eltern erzählt. Ich wollte nicht noch einmal den gleichen Fehler machen und eine Schwangerschaft verheimlichen.
Ich habe mich sehr schnell an den Gedanken gewöhnt und habe mich sehr gefreut. Der HcG-Wert war auch gut und ja, unser Leben ging dennoch weiter. 
An 11. Mai hat mein Partner mich mit Blutungen ins Krankenhaus gebracht. Ich musste dann dort bleiben und Bett Ruhe halten.
Bei der Aufnahme war der HCG-Wert noch in Ordnung, aber per Ultraschall nichts Eindeutiges zu erkennen.  Weitere Blutabnahmen bestätigten eine aktive Schwangerschaft und nach dem Ultraschall sagte man mir es sei alles okay. Am Samstag zum Nachmittag hatte ich in sehr ungutes Gefühl, aber auch da war weiterhin alles okay.
Ich hatte zwei super Bett-Nachbarinnen, mit der einen stehe ich auch heute noch in Kontakt. Sie wollten mich am Abend dann etwas aufmuntern und wir haben den 20:15 Uhr Film auf Sat.1 geschaut. Es war Hotel Transelvanien. Sie haben es geschafft, ich war auf andere Gedanken gekommen, denn wie soll es anders sein, meine Gefühle und Gedanken um Tom kamen wieder hoch. Das Tolle war, ich konnte endlich darüber reden. Denn nach einer Therapie habe ich es meinen Eltern erzählt und auch mein Partner wusste um Tom Bescheid.
Als der Film dann zu Ende war, hat mir ein blöder Gedankengang vermutlich das Leben gerettet: ,,Gehst du jetzt noch mal auf die Toilette der hälst du bis morgen Früh durch?"
Ich entschied mich für "ich gehe noch mal". Ich habe den Weg noch bis in das Badezimmer geschafft. Danach saß ich auf dem Fußboden und die Nachtschwester stand neben mir.
Alles, was ich dann noch weiß, ist, dass ich ich wieder ins Bett gekommen bin, mir Blut abgenommen wurde und ich am Tropf hing. Ich hatte absolut keine Schmerzen. Ab und zu zog es mal auf der linken Seite, aber es waren keine Schmerzen! Dann kam ein Arzt aus dem Kreißsaal und hat ein Ultraschall gemacht und dann hieß es nur noch sofort in den OP! Es ist zu viel freie Flüssigkeit im Bauch. Also wurde ich wieder ins Bett gebracht und von da aus in den den OP. Unterwegs habe ich noch irgendwas unterschrieben und dann habe ich geschlafen.
Am nächsten Morgen, als ich wach wurde, saß meine Mama am Bett. In der Arztvisite habe ich dann erfahren, dass mein linker Eileiter geplatzt ist und entfernt weden musste und das eine der Folgen ist, dass ich nicht mehr schwanger bin.
Und alles begann von vorne, aber unsere Familien und Freunde wussten Bescheid und haben mich bzw. uns auf die ein oder andere Art geholfen.

 

Im August 2017 bin ich erneut Schwanger geworden. Leider hielt auch dieses Glück nicht sehr lange an. Ich habe erneut Blutungen bekommen und wieder mussten die Ärzte operieren, da ich mittlerweile einfach zu viel Blut verloren habe. Und mir mein Leben mehr "wert" war als dies, des kleinen Kindes, das in mir heranwuchs. Ich habe mich gehasst! Mir kam der Gedanke, dass ich erneut meinem Kind das Leben nehmen muss, damit ich überlebe.

Entscheiden durfte ich zu der Zeit nicht, da die Schwangerschaft erneut nicht über die 13. SSW vorangeschritten war.
Wieder ging alles sehr schnell.  Dieses mal bin ich wach geworden und mein Patner saß neben mir.
Wieder hatten wir die Familie und die Freunde, die uns geholfen haben.

Aber dennoch kann niemand meine Gefühle oder Gedanken einfach verschwinden lassen.  Die anderen können einfach nur da sein, aber es verarbeiten muss man es dennoch selbst.
Es war eine sehr schwere Zeit für mich. 

Ich wusste nicht, an wen ich mich wenden kann, ich wusste nicht, wo ich Hilfe herbekomme.
Um mich herum waren "alle" schwanger oder haben gerade ein Baby bekommen.
Zu der Zeit, wo ich mein Baby zu den Sternen ziehen lassen musste, ist mein Cousin "Leon" zur Welt gekommen.
In mir "herrschte" das absolutes Gefühlschaos. Ich habe mir fest vorgenommen, ihn meine Trauer nicht spüren zu lassen und wollte für den kleinen Mann ein tolles Willkommensoutfit nähen.
Er konnte es genau 1 mal tragen, danach war es ihm zu klein.
Jeder Versuch größere Kleidung zu nähen ist total gescheitert.

Nach einigen Tagen habe ich eine Gruppe bei Faceboock gegründet (Oktober 2017) und habe nach Menschen in meiner Umgebung gesucht, die Lust hatten, auch für Frühchen und Sternenkinder zu nähen. Dies ist in einer wahnsinnig kurzen Zeit extrem explodiert. Ich habe einige nette Bekanntschaften in der Zeit gemacht und einige sind zu wirklichen Freundschaften geworden.  Schnell merkte ich, dass ich das Ganze ohne Hilfe und auch ohne Spenden nicht weiter laufen lassen kann. Ich hatte keine finanziellen Mittel um über 100 Leute mit Material zu versorgen. Also stand ich vor der großen Entscheidung: Höre ich auf oder mache ich es offiziell und melde einen Verein an.  Aufhören kam für mich nicht in Frage. Also habe ich mich mit einigen Mitgliedern, mit denen ich viel zu tun hatte, an einen Tisch gesetzt und wir haben unsere Vereinssatzung unterschrieben.
Nun wurde es immer ernster...